Das ist irgendwie verständlich, beobachtest du einen DJ beim Auflegen, siehst du ja als erstes die Hardware, die er dabei benutzt. Ein Mischpult mit zwei Medien- oder Plattenspielern oder eben einen DJ-Controller.
Vor zwei Wochen hast du die Tipps von 21 Profi-DJs zum besten Einsteiger-Equipment gelesen. Nahezu alle DJs würden heute mit einem DJ-Controller anfangen. Doch wie findest du das beste Gerät? Darum geht es in diesem Gastartikel von Andreas Paul.
Mit diesem Blogpost wirst du Zeuge einer Premiere, weil dies der erste Gastartikel in den DJ-Tipps ist. Andreas verrät dir seinen Geheimtipp, warum es sinnvoller ist zunächst die DJ-Software auszusuchen, bevor du deinen DJ-Controller kaufst.
DJ-Controller erst im zweiten Schritt aussuchen
Beim Händler füllen DJ-Controller ganze Regale, es gibt viele bunte Bilder und Videos dazu, und es lassen sich Stunden und Tage verbringen, die Ausstattung und Daten von verschiedenen Modellen zu vergleichen.
Und trotzdem ist es falsch, wenn du dir zuerst einen Controller aussuchst.
Das liegt daran, dass ein Controller an sich ziemlich dumm ist. Er dient nämlich nur dazu, dein DJ-Programm zu steuern. Er ist also so etwas wie eine bessere Computer-Tastatur – halt viele Tasten, dazu ein paar Regler und noch ein paar weitere Bedienelemente.
Welche Möglichkeiten du als DJ hast, hängt aber vor allem von der DJ-Software ab, die du benutzt.
Wie finde ich das beste DJ-Programm?
Vielleicht denkst du jetzt "na und – wenn mir das Programm nicht mehr gefällt, kaufe ich mir halt eine andere Software"
Stimmt, DJ-Software kostet im Vergleich zu vielen Controllern durchaus weniger. Aber: Du darfst nicht außer acht lassen, wie viel Arbeit du in die DJ-Software steckst.
Da sind zum einen die vielen Stunden, die du investierst, um dich in das Programm einzuarbeiten. Das ist so, als wenn du dich mit einer neuen Textverarbeitung vertraut machst. Klar, einen Dreizeiler schreiben kannst du mit jeder.
Aber wie schreibst du Fußnoten, erzeugst ein Inhaltsverzeichnis oder änderst Formatvorlagen? Ehe du das kannst, gehen schon etliche Tage ins Land. Und beim Wechsel auf die nächste Textverarbeitung … äh, DJ-Software fängst du wieder von vorne an.
Die Einarbeitung ist nur der kleinere Teil deiner investierten Arbeitszeit. Sehr viel mehr Zeit steckst du in die Verwaltung und Vorbereitung deiner Tracksammlung. Die Meta-Daten wie Titel, Artist, Album und Kommentar kannst du wahrscheinlich noch in einer anderen DJ-Software nutzen. Anders sieht es aus bei Cuepunkten, Loops und Beatgrids, die du mühevoll gesetzt oder angepasst hast.
Denn hier kocht praktisch jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. Und so kann DJ-Software B die Infos nicht lesen, die du mit viel Aufwand in DJ-Programm A erstellt und gespeichert hast.
Glaube mir, wenn du Dutzende von Abenden damit verbracht hast, ein paar hundert Tracks für deine Sets vorzubereiten, wechselst du nicht mal so eben die DJ-Software und fängst wieder von vorne an. Und erst recht nicht, wenn du tausende oder gar zehntausende von Tracks in deiner Sammlung bearbeitet hast.
Nimm dir Zeit die Software zu testen
Investiere am Anfang besser etwas Zeit und überlege dir, was deine DJ-Software können muss.
Probiere dann die Testversionen der Programme für zwei, drei oder vier Wochen aus, die für dich in Frage kommen. Erst danach entscheidest du dich für das Programm, das dir am meisten liegt.
Was muss ein gutes DJ-Programm können?
Zwei Lieder ineinander mixen kannst du mit jeder DJ-Software. Synchronisation und Quantisierung sollte auch jede aktuelle Version beherrschen. Damit musst du dich nicht lange aufhalten.
Wichtige Fragen sind aus meiner Sicht eher:
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Legst du nur elektronisch produzierte Tracks ohne Tempoänderungen oder auch "per Hand" gespielte auf? Dann willst du wahrscheinlich ein Beatgrid, das mit nicht-linearen Beats umgehen kann.
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Wie groß ist deine Tracksammlung? Bei mehreren zehntausend Tracks wird die eine oder andere Software durchaus etwas langsamer beim Suchen von Tracks oder Starten.
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Wie gut klingen die Effekte und die Tempoänderungen? Diesen Klang macht deine Software, nicht der Controller.
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Welche Effekte gibt es? Lassen sich bei Bedarf weitere ergänzen?
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Brauchst du die Tonarterkennung der Software? Es gibt gewaltige Qualitäts-Unterschiede.
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Möchtest du Auto-Ordner (zum Beispiel ein Ordner, der automatisch alle Deep-House Tracks aus diesem Jahr mit mehr als vier Sternen enthält)?
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Willst du mit Musik-Videos auflegen oder Visuals steuern?
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Brauchst du ein Karaoke-Modul?
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Möchtest du einen integrierten Streaming-Dienst? Willst du damit auch offline auflegen?
Testversionen gratis herunterladen
Praktisch von jeder Software gibt es eine kostenlose Testversion, die du dir ganz offiziell von der Webseite des Herstellers herunterladen darfst. Diese ist in der Regel zeitlich oder inhaltlich etwas beschränkt, im Grunde kannst du aber alles ausprobieren.
Schau dir auch an, welche Dokumentationen es zu der Software als PDF und online gibt und was in den Hersteller-Foren so los ist. Wenn du lieber deutsche Hilfe hast, prüfe, was es davon alles in deiner Sprache gibt.
Entscheiden: Wie finde ich das beste DJ-Programm?
Beachte beim Testen, dass es von manchen Herstellern eingeschränkte, dafür preiswertere Versionen gibt (Intro, LE, Basis …). Vergleiche immer die Preise der Vollversionen. Du brauchst zum Üben als DJ eine Aufnahmefunktion – die ist oft erst bei der Vollversion dabei.
Für die Entscheidung kommt es nicht nur auf die technischen Werte oder das Abhaken deiner funktionalen Anforderungen an. Auch wichtig ist, wie gut du mit der Benutzeroberfläche zurecht kommst.
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Kannst du alles gut erkennen, auch wenn du beim Auflegen etwas weiter weg stehst, vom Bildschirm?
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Ist die Bedienung für dich intuitiv oder zumindest nachvollziehbar möglich? Achte hier vor allem auf die Trackverwaltung, das Anlegen von Hotcues und Loops sowie die Bearbeitung von Beatgrids. Das sind zumindest bei mir die mit Abstand häufigsten Handgriffe.
Letztlich höre auch auf deinen Bauch, der dir sicherlich sagt, welches Programm dir am besten steht. Das muss nämlich nicht das Programm sein, das ein Super-DJ im Video benutzt, dein Freund hat oder mit dem schicken neuen Controller von XYZ kommt.
Das Gute ist, wenn du die Zeit in die Entscheidungsfindung investiert hast, kannst du dir sicher sein, dass du mit der DJ-Software Deiner Wahl lange Zeit glücklich sein wirst.
Die Auswahl des passenden Controllers fällt dir viel leichter: Es gibt deutlich weniger Modelle, die gut zu der Software passen, die du dir ausgesucht hast. Und du weißt schon genau, worauf du achten und was du ausprobieren musst, wenn du dir in Frage kommende Controller beim Händler deines Vertrauens anschaust.
Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Punkte bei der Beurteilung von DJ-Software? Habe ich etwas vergessen? Schreibe deinen Tipp als Kommentar weiter unten auf der Seite.
Gastartikel von Andreas Paul
Er schreibt in seinem Blog EinfachAuflegen.de über Neuheiten für DJs mit dem Schwerpunkt digitales DJing. Du findest dort auch Tests von DJ-Hardware, DJ-Software und Zubehör sowie Tipps, um als DJ erfolgreicher zu sein.
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Hallo. Ich steuere Serato mit einem Controller DDJ SX oder DENON MC 6000 mk2. Muss ich in den Audio-Einstellungen des Mac Pro noch eine Auswahl der Soundkarte/irgendwelche Einstellungen vornehmen, oder funktioniert das korrekte Routing komplett plug and play?
Hallo Stefan,
wie schließt du deinen Controller an den Verstärker an? Den DDJ SX kenne ich zwar nicht, aber in der technische Beschreibung habe ich gesehen, dass der Controller einen Master-Ausgang hat. Wenn du diesen benutzt, dann erzeugt die Soundkarte des Controllers das Audiosignal. Deshalb würde ich vermuten, dass du im Audio-Routing des MacBooks nichts ändern musst.
Was funktioniert an deinem jetzigen Setup nicht?
Hallo DJ Rewerb,
danke für die Antwort! Ja, vermutlich läuft alles plug and play. Es steht auch in keiner Bedienungsanleitung oder Optimierung, dass in den Audioeinstellungen des Mac noch etwas zu routen wäre. Ich hatte das Phänomen einer schwankenden Soundqualität. Von klar bis verwaschen, so als würde der Track doppelt laufen. Das kann natürlich alles mögliche sein. Viele meinten, dass es an PitchnTime liegt. Aber genau habe ich den Fehler nicht finden können. Alles probiert, von Latenz bis Firmware.
Ich habe mir jetzt mal den Denon MC 6000 mk2 ausprobiert und der Klang der Soundkarte ist tatsächlich besser, wie ich finde. Der Workflow mit dem DDJ SX 2 ist zwar wesentlich besser, aber der Klang konnte nie so ganz überzeugen.
Konntest du schon einmal den neuen Denon Mcx 8000 hören?
Gruß
Sehr guter Artikel. Aus meiner Sicht gibt es derzeit zwei Programme die sich den Markt teilen : Traktor und Serato (ohne hier Werbung machen zu wollen). Beide sind aus meiner Sicht von den Funktionen gleichwertig und unterscheiden sich durch die Bedienung und durch die Optik. Werden spezielle Anforderungen benötigt, lassen sich zusätzliche Module dazu installieren. Ich bin von Traktor auf Serato umgestiegen, obwohl Traktor die schönere Programmoberfläche hatte. Grund war die Anschaffung eines neuen Controllers. Und Ja, es ist richtig : Es macht viel Arbeit sich wieder neu rein zu denken. Wir haben aber bei den Tags der Titel von vornherein ein System entwickelt, das unabhängig von der Software ist. Trotzdem, die CUE Punkte etc. sind erst mal weg.
Tipp : Controller mit Sound Karte kaufen ! Dann habt ihr nur einen Treiber und Software und Hardware arbeiten gut miteinander.
Viel Spaß beim DJing !