Die Computerzeitschrift c’t testet in der Ausgabe 9/2006 das „Virtual Discjockey“-Programm Mixmeister 6. Der Hersteller bietet eine Demoversion zum Download an.

Geschrieben, gelesen, getan – noch dazu erwähnt der Autor, dass selbst bei House „graduelle Rhythmus-Anpassungen notwendig sind“ (ach so!). Es kann ja kein schlechtes Vorzeichen sein, wenn House-Musik eine Erwähnung im Leitmedium des EDV-Journalismus findet! Meinen Selbstversuch mit dem neumodischen Zeug werde ich hier dokumentieren.

Der c’t Artikel erklärt knapp die Grundlagen des Beatmixing. Man lernt nie aus: die Begriffe „Downbeat“ und „Back Beat“ sind mir neu. Es besteht aber auch nicht jede Musikrichtung aus „Umpf – Tschik“ im 4/4 Takt 😉 Jedenfalls las ich endlich den musikalisch korrekten Ausdruck für Lieder, die ich auf Hi-Hat bzw. Clap mixe: „Songs mit synkopierter Perkussion“. Soviel zur grauen Theorie …

Tag 1 (15.04.2006):
Der Mixmeister ist Ruck-Zuck aus dem Netz geladen und installiert. Ich entscheide mich für die Pro-Variante der Software; schließlich möchte ich nicht über mangelnde Funktionen des Hobby-Spielzeugs stolpern.

Zwei Testsongs importiere ich und der Mixmeister fängt das Rechnen an. Nach kurzer Zeit erscheinen neben den MP3-Tags Tonart und BPM. Die einzelnen Tracks lassen sich zu unterschiedlichen Katalogen zusammenfassen. Damit beschäftige ich mich später.
Die zwei Songs werden in die Playliste verschoben und erscheinen in der Timeline …

House hat laaange Intros und Outros (wurde früher mal als Mix-in Ramp bezeichnet; aber das war vermutlich vor der Erfindung des dreikanaligen EQs in Mischpulten). Ich liebe Übergänge von ein/zwei Minuten! Also ziehe ich den Übergang auf 32 Takte hoch. Der Mixmeister erledigt seinen Job, verschiebt den zweiten Song automatisch und stellt einen Crossfade ein. Das wars?! Ich setze den Cursor vor den Übergang, drücke auf Play und traue meinen Ohren nicht. Der Mix ist perfekt Beat-Synchron. Während der erste Song langsam ausgeblendet wird, baut sich der zweite Track typisch alle acht Takte weiter auf. Vocal-Break und weiter gehts. Die Software erledigt in Minuten, wofür jeder DJ jahrelange Übung braucht und seine Platten in und auswendig kennen muss. Sieht so die Zukunft des DJing aus? Wozu brauche ich noch Plattenspieler?
An einem dritten Test-Song verschluckt sich der Mixmeister. „Synkopierte Perkussion“ wird den Berufsstand retten! Mehr dazu gibt es morgen …

Tag 2 (16.04.2006):
Jetzt wird es ernst. Ich will eine Mix-CD erstellen. Normalerweise suche ich mir zuerst zehn bis 16 Platten aus, die ich mixen will. Die Reihenfolge der Lieder ist mir eigentlich schon vorher klar. Es ist gewissermaßen der Querschnitt eines ganzen Abends in 80 Minuten (max. CD-Spielzeit). Also ruhige Vocal-Tracks am Anfang, danach Disco-Style der mehr nach vorne geht, gefolgt vom Brecher des Abends, ein paar clubbige Songs danach und zum Abschluss etwas Deepes mit Vocals.

Für den Testmix wähle ich folgende Songs aus:

  • Patrick Green – Butterflies
  • Soul Flava ft. Katherine Ellis – We Got Love
  • P-Funkateers – Final Fling
  • Jamie Lewis ft. M. Watford – It Is Over
  • Joillet – Rise
  • Meck – Thunder In My Heart Again
  • Shapeshifters – Incredible
  • Kerri Chandler – So Let The Wind Come
  • DJ Sneak – Funky Rhythm
  • Brian Tappert – The Organ Track
  • Deepswing ft. Jacqueline Campa – Dance Tonight

Um die Songs mit Mixmeister zu mischen, muss ich das Vinyl erst einmal samplen und zu MP3-Files rippen. Danach erstelle ich einen Katalog namens „testmix“ und importiere die Lieder. In den Hilfeseiten stolpere ich über den Begriff „Sprockets“: Beginn/Ende des Fades; diese werden als rote Linien dargestellt.

Mixmeister setzt bei allen importierten Tracks Intro/Outro auf acht Takte. Das ist zu wenig. Alle zehn automatisch generierten Übergänge laufen aber wieder perfekt Beat-Synchron. Die ersten vier Übergänge verlängere ich auf mindestens 32 Takte und verschiebe Intro/Outro-Bereiche. Dabei fallen zwei Dinge auf:
– Mixmeister synchronisiert immer den Anfang beider Mixbereiche.
Den Sinn verstehe ich überhaupt nicht. Die Intros setze ich vom ersten Beat zum ersten Break. Manche Intros sind 48 Takte lang, das Outro des vorhergehenden 32 Takte. Bis das zweite Lied richtig abgeht fehlen 16 Takte. Als Workaround habe ich nur gefunden, den Outro-Bereich ebenfalls auf 48 Takte zu verlängern und die ersten 16 Takte vom zweiten Titel über die Lautstärke-Einstellungen stumm zu schalten. Wunsch-Feature: den Mix durch das Ende der Intro/Outro-Bereiche bestimmen.

– Neu eingefügte Lautstärke-Markierungen werden immer auf 0 dB gesetzt. Warum errechnet der Mixmeister nicht die Lautstärke-Einstellung innerhalb des Fades von 0 dB zu -6 dB? Es artet zur nervigen Fleißaufgabe aus, wenn eine Stelle während des Fade-Outs leiser gestellt werden soll. Drei Volume-Punkte einfügen, die alle angepasst werden müssen.

An dem Mix von „Rise“ zu „Thunder in My Heart Again“ verzweifle ich. Die Software erkennt den ersten Takt nicht richtig. Alle manuellen Einstellungen führen dazu, dass der Digital-DJ nach einem Takt ein Off-Beat-Gewitter abliefert. Für heute gebe ich auf und widme mich wieder den schwarzen Scheiben …

Hammer-Feature!
Die Geschwindigkeit beider Songs lässt während des Mixens verändern. Probiere so etwas live mit zwei Technics und Du bist verloren!

ToDos:
Den Begriff „harmonischer Mischkreis“ kenne ich noch nicht: damit wird die Art der Lieder beschrieben und wie sie zusammenpassen. Wenigstens wird mir jetzt klar woher Exhibit A den Titel „G Minor“ ausgegraben haben 😉

btw.: Die Überschrift habe ich zu Ehren des Songs „All About House Music“ von Noir gewählt. Er hat ja so Recht!

About The Author

Scroll to Top