Lieder doppelt spielen - Erlaubt oder nicht?Die Musik der Fete Blanche in Velden am Wörthersee höre ich, obwohl ich fünf Kilometer entfernt am anderen Ufer des Sees sitze.

Nachts um zwei Uhr ist die Musik noch irre laut und mich wundert, dass auf der Hauptbühne teilweise ziemlicher Club-House läuft.

Zwischendurch heizt der DJ seinem Publikum mit bekannten Hits ein. Innerhalb von zwei Stunden höre ich immer wieder die gleichen Lieder:

Dieses Erlebnis bestätigt mich in meiner Ansicht Lieder nur einmal pro Abend zu spielen.

Es gibt genug Songs, kein DJ muss ein Lied zwei Mal bei einer Party spielen. Und schon gar nicht drei Mal und auch nicht zwei Mal innerhalb in einer Stunde, wie bei “Show Me Love” gehört in Velden.

Nach meiner Meinung gibt es für jedes Lied einen idealen Zeitpunkt, zu dem dieser Song seine maximale Wirkung entfaltet. Diese Wirkung kann sein,

  • Die Tanzfläche voll zu spielen

  • der Menge auf der Tanzfläche so richtig einzuheizen,

  • die Leute noch für ein paar Lieder länger da behalten.
    Der nächste Nachtbus fährt erst wieder in einer Stunde.

  • die Gäste am Ende einer Party mit einem tollen Gefühl nach Hause zu schicken.

Ein Lied spiele ich also genau dann, wenn ich mir diese Wirkung zu Nutze machen will. Dies ist allerdings nur eine Annahme und Beobachtung von mir.

Jeden Song nur einmal pro Veranstaltung zu spielen ist Ausdruck meiner Qualität. Da habe ich ziemlich rigorose Vorstellungen und mache keine Kompromisse. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich könnte nur die Top-40 herunterspielen, um nach zwei Stunden wieder bei bei Platz Eins der Hitliste anfangen.

In meiner gedanklichen Checkliste merke ich mir die Lieder, die ich während eines Abends gespielt habe. Doch an vielen Abenden führe ich Diskussionen mit den Gästen, warum ich Lieder nicht doppelt spielen würde.

Bei einer der letzten Partys entglitt mir diese Diskussion etwas. Das brachte mich dazu darüber nachzudenken, ob ich nicht vielleicht zu eng an meinen eigenen Regeln festhalte.

Rote Ampeln und eigene Regeln überdenken

Schließlich glaubte ich 37 Jahre lang, dass ich nicht bei Rot über die Ampel gehen dürfe. Das war ein Gesetz, das ich verinnerlicht hatte und niemals brechen würde. Glaubte ich jedenfalls von mir selbst, bis ich London besuchte.

Brav stand ich an jeder roten Ampel. Ich stand auch noch an der roten Ampel, als alle anderen Fußgänger die Straße schon längst passiert hatten. Nach dem ersten Tag dämmerte es mir, dass ich meine Regel abschaffen sollte.

Bitte mache es mir auf keinen Fall nach, wenn du mich über eine rote Ampel laufen siehst. Ich ignoriere rote Ampeln nur, wenn ich die Gefahr abschätzen kann.

"Merkt ja eh keiner"

Zurück zu meiner Regel ein Lied nur einmal pro Abend zu spielen. Manche DJs sagten mir wie selbstverständlich, dass sie Lieder häufiger am Abend spielen. Auch gute Freunde gaben mir zu Bedenken, dass ich den größten Chart-Hit durchaus zweimal spielen könne.

Weil ich mir nicht sicher bin, die Musikwünsche zu leichtfertig abzublocken, stellte ich die Frage in einer Facebook-DJ-Gruppe zur Diskussion.

Umfrageergebnis: Ist es erlaubt Lieder doppelt zu spielen?

Das Ergebnis überraschte mich ziemlich, denn drei Viertel der antwortenden DJ-Kollegen meinten, es sei kein Problem ein Lied mehrfach zu spielen. Drei Deejays merkten an, dass sie in diesem Fall andere Versionen spielen oder nur die größten Hits mehrfach spielen. Eine verschwindend geringe Minderheit lehnt das pauschal ab, so wie ich bisher.

Bitte beachten: Die Umfrage ist nicht statistisch aussagekräftig, weil sich die Teilnehmer selbst rekrutiert haben. Ich betrachte es mehr als Stimmungsbarometer, das mich zum Nachdenken bringt.

Wie handhabst du Musikwünsche von Liedern die du bereits gespielt hast?

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4 Kommentare zu „Lieder doppelt spielen – Erlaubt oder nicht?“

  1. Ist es bei kommerziellen Diskos/Veranstaltungen nicht schon seit Jahren so üblich, dass sich die Lieder aller paar Stunden wiederholen?

    Das gleiche „Problem“ haben wir ja auch im Radio (z.B. N1 oder Energy) mit der Rotation.

    Das bekommt man aber nur mit, wenn man länger als 2 – 3 Stunden auf der Party ist bzw. den gleichen Sender hört.

    Mir ist das damals im Planet immer aufgefallen, allerdings war ich dort ja auch stundenlang anwesend 😉 Der Großteil der Besucher kam aber halb 12 und ging schon wieder halb 2. Zwischendurch waren die auch noch in anderen Hallen, auf Toilette usw.

    Fazit: Der DJ will also nur sicher gehen, dass jeder die neuestens Hits bzw. Klassiker hört, auch wenn derjenige nur „kurz“ da ist.

    Viel schlimmer finde ich aber den „Mallorca-Stil“, wo Lieder maximal 1 Minute laufen!

  2. Ich bin eigentlich der gleichen Meinung wie der Autor, kein Lied doppelt spielen zu müssen und halte mich auch so ziemlich daran. Da ich jedoch hauptsächlich als Event-DJ auflege, habe ich 2 Faktoren, die auf mein Programm Einfluss nehmen können (und dürfen). Gastgeber und Gäste. Und die sind bei einer Veranstaltung gerne auch mal 7-8 Stunden anwesend. Da kann man sicherlich den ein- oder anderen Hit 2x am Abend unterbringen, auch wenn mir das bis heute widerstrebt.

    Anders bei öffentlichen Veranstaltungen bei den das Publikum im Laufe der Veranstaltung wechselt. Da kann man sicherlich auch mit mehrfach gespielten Songs punkten. ‚
    Doch auch dort liegt für mich eine Frage zugrunde: Warum sollte ich?

  3. [quote name=“DJ JOCHEN“]
    Anders bei öffentlichen Veranstaltungen bei den das Publikum im Laufe der Veranstaltung wechselt.[/quote]
    Hallo Jochen,
    richtig, den Publikumswechsel bei einem „riesigen Markplatzfest“ hatte ich nicht im Kopf, vielleicht sollte ich das Velden-Beispiel vom Anfang eher unter die Kategorie Laufpublikum fassen.

  4. [quote name=“NBG“]
    Das gleiche „Problem“ haben wir ja auch im Radio (z.B. N1 oder Energy) mit der Rotation.

    Der Großteil der Besucher kam aber halb 12 und ging schon wieder halb 2.
    [/quote]

    Hallo Nbg,

    gerade, wenn die Prime-Time so kurz ist, würde ich versuchen 70 % der Top-Hits auf den Zeitraum von zwei Stunden zu verteilen. Mit einer leichten Verschiebung hin zu 1:30 Uhr, um die Gäste noch länger im Club zu halten. Vielleicht merkt die Eine oder der Andere dadurch: Hey, jetzt geht die Party erst richtig los.

    Bei der Musikauswahl für einen Hitradioformat sieht das etwas anders aus. Im Durchschnitt hört ein Hörer nur 1,6 Sender; von früher kenne ich die Zahl 1,3 Sender.

    Das bedeutet im Umkehrschluss, dass du einen Radiohörer verloren hast, sobald sie/er umschaltet. Statistisch gesehen wird der Hörer nicht mehr zu dir zurück schalten.

    Also muss die Radioprogrammierung alles tun, um die Leute bei Laune zu halten. Das Ergebnis hörst du als Top-40 + 20 Rotation.

    Beim Club-Hopping ist das nicht ganz so extrem, obwohl ich früher in Erlangen auch zwischen dem Byron Bay und Clima hin- und hergerannt bin. Allerdings nicht wegen der Musik 😉

    Wir finden sicher noch eine Lösung dafür, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menscheit sich der von Goldfischen annähert. Was mich zu einem Zitat in der Facebook-Umfrage zurück bringt: Der Wurm (die Musik) muss dem Fisch (Gast) schmecken und nicht dem Angler (DJ).

    Viele Grüße,
    DJ Rewerb

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