Was erlebe ich in einer Woche während der Winter Music Conference (WMC) in Miami? Darüber berichte ich in diesem Blog. Die Artikel sind tagesweise, umgekehrt chronologisch sortiert. Der neueste Bericht steht also jeweils oben.

Samstag, 28. März 2015

12:30 Uhr Demo Listening Workshop

Der Demo Listening Workshop erinnert ein wenig an eine Song-Casting-Show, wobei die Jury mehr konstruktive Kritik übt. Bei zwei Liedern sind die Juroren Ramon Wells und Gladys Pizarro vom Fleck weg so begeistert, dass sie die Songs für ihre Labels lizenzieren wollen.

Interessant finde ich auch, dass die Jury nicht immer einer Meinung ist. Und mir fiel auf, wie schwer das kreative Potenzial eines Produzenten anhand des ersten Eindrucks zu beurteilen ist.

14:30 Uhr Indie Culture: Constantly Risking Absurdity

Der Abschluss meiner WMC-Erfahrung von diesem Jahr definiert sich also sehr britisch. Es ist interessant Vertreter aus Europa zu hören, wie sie den us-amerikanischen Musikmarkt erleben.

Was mir extrem gut gefällt ist die Toleranz der Diskussionsrunde. Egal um welche Musik es geht und wie sehr jemand auf Chart-Erfolgen von David Guetta oder Björk herum hackt. Sie finden alle immer etwas Gutes daran.

Ist es der Ausverkauf der musikalischen Identität, wenn ein Indie-Künstler ein Sound-Sample an einen Top-40-Künstler verkaufe? Dazu erklärt die Runde, warum sollte jemand 20.000 britische Pfund ausschlagen? Nur weil mich meine Künstler-Freunde dafür hassen werden? Deine Musik-Kumpels werden darüber hinwegkommen. Und der Indie-Künstler kann weiterhin Kunst machen. Was sollte daran schlecht sein?

In diesem Stil polarisierte das Panel zwar nicht. Das kann ich mir bei der entspannten Runde auch schwer vorstellen, weil sie ein sehr breiten Musikgeschmack demonstrieren.

So ist es gut, falls sie gelegentlich jemand aus dem Underground zu einem Major-Deal verhelfen können. Genauso haben sie Verständnis für die Künstler, die ihre Musik lieber verschenken, nur um aus einem Knebelvertrag heraus zu kommen. Wobei sie dann auch wieder soweit Vermarktungsprofis sind, dass man daraus eine viel größere PR-Story hätte machen können. Indie eben.

Freitag, 27. März 2015

12:30 Uhr The DIY Artist's Guide: Building a Fan Base & Monetizing It

Für das Thema "Full Circle – The 360' Debate" um 14:30 hätte ich mich ebenfalls interessiert. Stattdessen traf ich Eward Unger in der Lobby. Mit ihm führte ich ein interessantes Gespräch und er erklärte mir die Prozesse hinter seinen Lernprogrammen zur Musik-Produktion und wie er seine Musik-Bibliotheken im Netz verkauft.

15:00 Uhr Selling Your Music Not Your Soul

Da sitzen sie in einem riesigen Saal auf der Bühne und philosophieren darüber, wie Künstler sich selbst treu bleiben können. Meine Idole und Lieblingssängerinnen wie Barbara Tucker, Robin S., Kenny Bobien, Janice Robinson und viele andere.

 

 

17:00 Uhr Podcasting for DJs

Weil mein Vorschlag eines Podcast-Workshops nicht akzeptiert wurde, habe ich kurzerhand eine Gruppe bei Meetup.com gegründet, um darüber etwas Werbung für die Idee zu machen.

Insgesamt meldeten sich drei Personen an und 8 DJs hatten Interesse an dem Thema. Gar nicht mal so schlecht. Doch zu dieser Meetup Gruppe tauchte nur Miss Luna auf.

Jetzt ist es müßig zu spekulieren, warum die Leute zwar zugesagt haben, aber dann doch nicht auftauchten. Eventuell verlange ich beim nächsten Mal eine Gebühr von 5 Dollar, um die Zusagen verbindlich zu machen.

Meine Werbung für die Meetup-Gruppe führte dennoch zu vielen tollen Gesprächen vorab.

Donnerstag, 26. März 2015

12:30 Uhr How Legal is the Music Business? – Music Law 101

Mein zweiter Crashkurs in us-amerikanischem Urheberrecht. Am besten gefallen mir die Geschichten von David Bercuson. Er benutzt viele Bilder und Metaphern, um die Gesetze für normale Leute verständlich zu machen.

Eine interessante Frage ist, ob es in Zukunft eine Technologie geben wird, die nicht lizenzierte Samples in jedem Musikstück finden könnte.

Was ich aber wirklich gelernt habe betrifft die letzten 5 Sekunden dieses Panels. Das macht Moderator Joseph Dieuvil Werbung für sein Buch und fordert uns Besucher auf, sich in seine Mailing-Liste einzutragen.

15:00 Uhr DJs, Producers and New Technology

Dies ist das erste Panel, das ich verlasse bevor es angefangen hat. Geduldig warte ich mit dem Rest des Publikums auf die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Aus den letzten Jahren habe ich gelernt, meine typisch deutsche Pünktlichkeit funktioniert inSouth Beach nicht.

  • Wir warten 5 Minuten, die normal übliche Verspätung.

  • Wir warten 10 Minuten, die manchmal etwas längere Verspätung.

  • Wir warten 15 Minuten, die selten so lange Verspätung.

  • Nach 20 Minuten wird es mir zu blöd und ich verlasse den Raum.

16:00 Uhr A New Era: The Artistry and Business of the Global DJ

Auf diese Runde freue ich mich immer am meisten. Dort berichten Superstars wie Todd Terry, Sander Kleinenberg, Hector Romero und Cevin Fisher von ihrem Equipment, wie sie arbeiten, was sie unterwegs erleben und welche Tipps sie daraus ableiten.

Roger Sanchez lässt sich entschuldigen, was Todd Terry mit einem "und mit wem soll ich jetzt herumalbern" quittiert. Später merkt er ironisch an: "Roger, who?"

Die meisten DJs dieser Runde benutzen USB in Verbindung mit Rekordbox oder Traktor.

Wenn es um die Planung eines DJ-Sets geht, bereiten alle nur die ersten Tracks eines Sets vor. Den Rest der Musik improvisieren sie. Wobei ich es interessant finde, dass viele bestätigen nur eine Ordner-Struktur auf dem USB-Stick zu nutzen. Die Export-Funktion von Rekordbox nutzt niemand.

Die Masse an Promo-Songs behandeln sie unterschiedlich. Manche ignorieren die Promos und vertrauen eher auf Freunde und bekannte DJ-Namen und Labels. Wieder andere beschäftigen DJs als Teil ihres Teams, um Promos vorab zu selektieren.

Todd Terry erzählt zu seiner eigenen Produktionsweise, dass er versucht möglichst viele Lieder fertig zu bekommen, wenn er im kreativen Flow ist. Auf diese Weise hat er genug Zeit für seine Familie, kann auf Tour gehen und trotzdem viel produzieren.

 

 

Mittwoch, 25. März 2015

Heute gibt es keine Fotos von den Panels, weil die Security zurzeit extrem darauf achtet, dass niemand fotografiert. 

12:30 Uhr: Get the Inside Track on Digital Distribution

Houseschuh möchte ich als Compilation CD veröffentlichen. Deshalb verspreche ich mir von diesem Panel Einblicke in den digitalen Vertrieb von Musik zu bekommen. Denn was ich bisher gelernt habe, ist es nicht so einfach meinen Houseschuh-Mix einfach bei Plattformen wie iTunes oder Amazon gelistet zu bekommen.

Diese großen Marktplätze arbeiten ausschließlich mit Vermittlungsfirmen. Ein paar Vertreter von The Orchard, 7Digital und Label Engine erklären worauf es beim digitalen Vertrieb ankommt. Doch mein Problem mit Mix-CDs kann keiner lösen.

14:30 Uhr: Refried Beans – The Remixing Rut

5 Remixer berichten über ihre Arbeit, die sie in Remix investieren. Wie sich der Prozess beschleunigen lässt und welche Geheimrezepte sie für ihre Sound verwenden.

Sehr interessant finde ich, dass der Musik-Veteran Frank Lords die DJs beneidet, weil sie die Reaktion des Publikums sofort zu spüren bekommen und ihre neuen Lieder live ausprobieren können. Deshalb überlegt er sogar mit dem Auflegen anzufangen.

Kenny Summit erklärt, dass er seine Karriere mit Bootlegs gestartet hat. Nach seiner Erfahrung kümmern sich die Plattenfirmen gar nicht mehr darum, wenn Bootleg-Remix kostenlos zum Download angeboten werden. Er erklärt dies mit den hohen Stundensätzen der Anwälte. Deshalb sei es unwirtschaftlich jeden Remixer zu verklagen der nicht lizenzierte Bootlegs herausbringt.

Interessant fand ich, dass am Schluss des Panels jeder Teilnehmer seine eigene Webseite beworben hat. Nur ein Panelist schickte die Leute auf die Facebook-Seite. Über meine Gedanken zur wichtigsten Plattform im Netz schrieb ich schon mal in den DJ-Tipps.

Ibiza Live Radio Showcase Miami 2015

Am späten Nachmittag mache ich mich auf den Weg zur Party von Miss Luna.

Die Location liegt direkt an der Lincoln Road, im Cafe Segafredo. Ich komme gerade noch rechtzeitig, um den hervorragender House-Sound von Miss Luna und Lars Behrenroth zu genießen. Dazu bekomme ich endlich einen Espresso von einem italienischen Barista, der weiß wie er seine Siebträger-Maschine zu bedienen hat.

 

Houseschuh Podcast Folge 82

Nach der Party von Ibiza Live Radio hole ich mir einen Burger von Shake Shack und setze mich in den Park vor New World Symphony. Über die gigantische Outdoor-Soundanlage des Parks höre ich Werbung für den Film "Despicable Me 2" der dort ab 20 Uhr als Open-Air Kino laufen wird. Also deshalb versammeln sich die ganzen Familien mit Campingstühlen im Park und starren auf die Fassade des Sinfonieorchesters.

Es wäre verlockend "Einfach unverbesserlich 2" zu sehen. Stattdessen setze ich mich in den Bus und mache mich auf den Heimweg in Richtung 75. Straße. Denn spätestens um 0 Uhr muss ich die neue Folge des Houseschuh Podcasts fertig haben.

Die Zeitverschiebung eingerechnet, habe ich also noch 4 Stunden Zeit, um die Moderation einzusprechen und den Mix mit House Classics fertig zu bekommen.

Dienstag, 24. März 2015

Kurz nach 10 Uhr öffnen die Tore zur Registrierung. Weil ich so früh dran bin, ist die Schlange vor mir verhältnismäßig kurz. Die Organisatoren machen ein Foto für meinen Konferenz-Pass. Bei der Ausgabe sagt mir einer der Helfer, dass seine Mutter aus Deutschland komme. Wobei ich das echt immer interessant finde, wie schnell US-Amerikaner eine Verbindung zu Deutschland herstellen können. 

12:30 Uhr – Kiss My App!

Von dieser Podiumsdiskussion hatte ich mir eigentlich mehr über Smartphone-Apps erhofft. Stattdessen verliert sich der Moderator Edward Unger in seinem Plädoyer für eine Künstler-Webseite als zentrale Anlaufstelle im Internet. Wir sollten die Social-Media-Plattformen nur als verlängerte Promotionarme benutzen.

Dem kann ich nicht widersprechen. Seit mehr als zwei Jahren verfolge ich die gleiche Strategie und schrieb zu dem Thema in den DJ-Tipps "Hast du eine Homepage oder wohnst du noch bei Facebook?".

WMC Panel Kiss My App

Außerdem redet Edward Unger noch über Content Marketing im Internet und wie Musiker zum Beispiel Suchmaschinen-Optimierung betreiben können. Auch diese Ideen sind für mich nicht neu. Allerdings bezweifle ich, dass die Mehrheit der Teilnehmer auch nur den leisesten Hauch eines Schimmers hat, worüber er da redet.

Falls dir der Name Edward Unger bekannt vorkommt. Bei der WMC 2013 fotografierte er mich zusammen mit Kraze.

Als es um die Verwertungsrechte von DJ-Mixen geht, bekomme ich zwei Tipps

  • Live365.com Bei dieser Plattform kann jeder einen Radiosender starten. Das besondere ist, dass Live365 die Verwertungsrechte der Lieder mit den Organisationen ASCAP, BMI, SESAC und SoundExchange klärt. Für einen eigenen Internetradiosender klingt der Einstiegspreis von 4 $ sehr attraktiv.

  • Außerdem lerne ich Podcaster-Kollege Alen P.und seinen Soul Mist Podcast kennen. Als Podcast-Hoster benutzt er Podbean und hat sehr gute Erfahrungen mit diesem Dienst gemacht. Podbean ist günstiger als mein Podcast-Hoster Libsyn, trotzdem bieten sie mehr Speicherplatz und Bandbreite.

14:00 Uhr – Chicks With Decks – Women in the Music Industry

In diesem Panel höre ich zum zweiten Mal vom Rechteverwerter Soundexchange. Die Organisation kümmert sich wie die etablierten Performance Rights Organisationen ASCAP, BMI, SESAC darum Lizenzgebühren für musikalische Aufführungen einzusammeln und an die Künstler zu verteilen. Das funktioniert wie die Gema in Deutschland. Das Neue an Soundexchange ist, dass sie dies auch für Streaming-Dienste anbietet.

WMC Panel Chicks with Decks

Eine Zuhörerin ist zu Tränen gerührt, weil sie sich so über den Erfolg ihrer jungen weiblichen DJ-Kolleginnen freut. Als Moderatorin Tracy Young das mit den Worten kommentiert "Ja, so sind wir Frauen", muss ich Schmunzeln.

Sehr interessant finde ich die Erklärung von Stacey L. Taylor, dass sich Künstler bereits während der gemeinsamen Studioarbeit auf ein so genanntes Split-Sheet einigen sollten. Dann gäbe es später keinen Streit wie die Einnahmen aus den Verwertungsrechten aufgeteilt werden. Über Split-Sheets werde ich in der letzten Session von diesem Dienstag noch mehr erfahren.

Eine deutsche DJane, die international tourt. Nach dem Ende der Podiumsdiskussion frage ich Miss Nine, ob ich sie für den DJKanzel Podcast interviewen kann. Jetzt habe ich den Kontakt zu ihrer Assistentin und bin gespannt.

16:30 Uhr – Beats to Bucks: Making Money With Your Music

Ein Ex-DJ, der jetzt als Rechtsanwalt arbeitet: Seth Lawrence Bermann gibt als Moderator eine kurze Einführung in das us-amerikanische Urheberrecht.

Diese Podiumsdiskussion betrachte die rechtliche Perspektive des Musik-Geschäfts. Eigentlich dachte ich, alle Verwertungsrechte wie zum Beispiel an meinen Pressefotos geklärt zu haben. Aus dieser Session nahm ich ein paar interessante Hausaufgaben mit. Mehr verrate ich an dieser Stelle lieber nicht 😉

Am Schluss wurde deutlich, wie sehr Anwälte darauf bedacht sind, keine verbindlichen Empfehlungen in der Öffentlichkeit auszusprechen. Vielleicht hat das mit der Haftung bei der Rechtsberatung im Einzelfall zu tun.

Die ausweichenden Antworten von Seth Lawrence Bermann zur Lizenzierung von DJ-Mixen erzeugen bei mir nur Stirnrunzeln. Jetzt muss ich die Antworten anhand seiner Stichworte googlen. Rechtsanwälte eben, wobei ich das Thema richtig interessant finde.

WMC Panel Beats To The Bucks

P.S.: Hoffentlich werde ich nicht auf Basis des Kunsturheberrechtsgesetzes verklagt, weil ich diese Podiumsdiskussion fotografiert habe. 

Über meine Anreise und die Vorbereitungen für die WMC 2015 schrieb ich einen Blogpost.

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